Eine gute Lösung finden

Neue Wege der Konfliktbewältigung durch Zen

Diane Musho Hamilton

Ein Plädoyer, Konflikten mit Präsenz zu begegnen, über das eigene Selbst hinauszuwachsen und dabei kreative Möglichkeiten zu entdecken
Ein Ratgeber, der unterhaltsam und pointiert „Meditation in Aktion“ vorstellt
Zahlreiche Übungen und Anekdoten sensibilisieren für die uns angeborene Fähigkeit, eingerostete Ansichten loszulassen und an Konflikten zu erleuchten

Konflikte als Kunst des Wachsens

Eine Kollegin, der wir aus dem Weg gehen. Eine Irritation in der Partnerschaft, die wir nicht greifen können. Die Schwiegermutter, die sich in die Erziehung einmischt. Schnell wird klar, in welchem Maße Konflikte das menschliche Zusammenleben ausmachen. In ihrem neuen Buch Eine gute Lösung finden beschreibt die amerikanische Mediatorin Diane Musho Hamilton, wie wir dem ewigen Hamsterrad entkommen. „Anstatt sich der idealistischen Hoffnung hinzugeben, dass wir alle eines Tages einfach miteinander auskommen werden, können wir uns der Konfliktbewältigung wie einer Kunst nähern, die wir entwickeln und ausüben dürfen“, so die für ihre Weiterentwicklung der Mediation mehrfach ausgezeichnete Zen-Lehrerin. Ihr Ratgeber enthält viele bewährte Strategien, wie sich unser Blick auf zwischenmenschliche Reibung durch spirituelle Praxis fundamental wandeln kann: Kultivieren wir in uns einen friedvollen Raum, zeigen sich von diesem Standpunkt aus versöhnliche, kreative Lösungen, die von der ego-geprägten Enge ausgetretener Konfliktmuster sonst oft überlagert sind.

Konflikte lassen uns nicht kalt: Emotionen wie Angst, Wut und Eifersucht wühlen uns auf, vernebeln die Sicht – schnell finden wir uns in gewohnten Bahnen wieder, indem wir klein bei geben oder uns über das Gegenüber empören. Da erfrischt Hamiltons vom Zen-Buddhismus inspirierter Zugang: Die aufkommenden Gefühle bezeichnet sie als wertvolle Informationsquellen. „Wenn wir mit ihnen arbeiten und sie transformieren, bringen sie Klarheit und Authentizität in unsere Erfahrung und bewirken eine tiefe Menschlichkeit in unserem Leben“, ist sie überzeugt, dass es sich lohnt, die verbreitete Abwehrhaltung gegenüber Konflikten loszulassen und die Wahrheit hinter der Auseinandersetzung zu erkunden. Was möchte ans Tageslicht: Geht es darum, alte Muster zu lockern? Eine Beziehung zu verändern? Ihr Buch beschreibt eindrücklich, wie wir lernen können, der Intelligenz in Konflikten konstruktiv und kreativ zu begegnen.

Ein wichtiger Meilenstein dabei ist die Bereitschaft zuzuhören, sich auf die Ansichten des anderen einzulassen und so die eigene Weltsicht zu erweitern. Dann sind Konflikte nicht mehr das unliebsame Produkt von Missverständnissen, sondern eine Einladung, in neue Räume und Möglichkeiten hineinzuwachsen. Ein Weg, der uns immer wieder an die Grenzen unseres bisherigen Selbstbildes und darüber hinaus führt. So können wir – unterstützt durch Meditationlernen, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken, Einsicht in unsere Absichten zu gewinnen, dem Verstand nicht mehr blindlings zu folgen in seinen Automatismen, der in Endlosschleife verhärtende Urteile wie „richtig“ oder „falsch“, „positiv“ oder „negativ“ produziert.

Der Zugewinn an Lebensqualität ist beträchtlich, denn mit zunehmender Übungspraxis bildet sich ein neuer Weg, der weder uns selbst noch unser Gegenüber ins Unrecht setzt. Angebunden an einen Zustand von „Einheit mit dem Sein“ relativiert sich der Aufruhr, der für gewöhnlich entsteht, wenn wir uns fortwährend von Zukunftssorgen in eine illusionäre Welt ziehen lassen. Wir entwickeln eine umfassende Präsenz, die auch im Chaos den Kontakt zu einem tieferen Gefühl des inneren Friedens hält. Ein Vertrauen in die Art und Weise, wie das Leben sich entfaltet. Eine besondere Qualität der Furchtlosigkeit.

Der Aufprall mit abweichenden Standpunkten kann fortan andere Formen annehmen, weil es möglich wird, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen. „Wenn wir dann auch noch an unserer Kommunikationsfähigkeit feilen, können diese vielfältigen Perspektiven zum Leben erwachen“, so Hamilton. Eine neugewonnene Flexibilität, bei der das Gegenüber sich mit seiner Sicht der Dinge gewürdigt sieht und die Schnittmenge der Interessen aufscheint, sodass eine vertrackte Lage sich entspannen kann. Das Tor für gemeinsame kreative Lösungen ist geöffnet. Mit warmherzigen Anekdoten aus ihrem Leben als Mutter eines Kind, das mit dem Down-Syndrom zur Welt gekommen ist, schildert Hamilton, wie wir unseren Referenzpunkt in Konflikten nachhaltig verändern können und welche Übungen uns dabei unterstützen.

Diane Musho Hamilton